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Ammersee-Westufer: Drei Tage Wanderung (55 km) von Kloster zu Kloster

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Haben Sie nicht auch schon einmal Lust gehabt, für ein paar Tage eine Auszeit zu nehmen, um Ihre eigene Mitte wiederzufinden? In der stillen und unberührten Landschaft des Lechrains gelingt es Ihnen garantiert, einmal aus Ihrem täglichen Hamsterrad auszusteigen und ein bis zwei Gänge runterzuschalten, um Ihren inneren Bedürfnissen nachzuspüren, Ihren Sehnsüchten Raum zu geben. Die hier beschriebene Dreitageswanderung könnte Sie Ihrem vielleicht schon lange insgeheim gehegten Wunsch ein Stück näher bringen.

Die Erzabtei St. Ottilien ist im Zisterzienserstil erbaut
Die Erzabtei St. Ottilien ist im Zisterzienserstil erbaut

Die Gesamtlänge des Weges von St. Ottilien nach Wessobrunn beträgt 55 km und kann in drei Tagen auch für Ungeübte ohne große körperliche Anstrengungen bewältigt werden. Die Wanderung beginnt im Kloster St. Ottilien und führt durch das Emminger Moos zu den hübschen Orten Eresing, Windach und Greifenberg, wo man unterhalb der Burg das romantische Tal der Windach durchwandert. Auf einem Panoramaweg führt der Weg dann auf den Höhen nach Schondorf, dessen Kirche St. Anna das Ziel des ersten Tages markiert. Zum ersten Mal sehen wir hier in der Ferne das tiefe Blau des Ammersees heraufleuchten. Ab Schondorf beginnt das Kernstück dieser Wanderung, der Ammersee-Höhenweg, der durchgehend mit einem grünen Dreieck ausgeschildert ist und über den Plomberg zum Gestüt Achselschwang verläuft.

Auf den Höhen ist es ganz still. Hier kann man befreit durchatmen und den Trubel hinter sich lassen. Immer in südlicher Richtung auf dem Höhenkamm geht es auf Fahrwegen und Steigen nach Hübschenried und weiter nach Engenried. Dann schwingt der Weg abwärts ins Tal nach Bierdorf und bald erreicht man das Ufer des Ammersees. Vorbei am Kloster von St. Alban mit seiner schönen Klosterkirche direkt am See geht es durch idyllische Birkenalleen am Seeufer entlang nach Dießen, wo an den Seeanlagen der Endpunkt des zweiten Wandertages erreicht ist. Am dritten Tag folgt man dem Wegzeichen des Jakobsweges, der zum Marienmünster führt. Nach zwei Tagen (hoffentlich) blauen Himmels blicken wir in der Kirche über uns in eine bunte Freskenlandschaft, die man als den „Dießener Himmel“ bezeichnet hat. Über St. Georgen und den hübschen Weiler Wengen mit seiner St. Leonhard-Kapelle kommt man danach wieder auf den Höhen ins Freie, wo herrliche Alpenblicke warten. Durch das Mischwaldgebiet des Staatsforstes Bayerdießen wird am Ende auf einem Panoramaweg das Kloster Wessobrunn angesteuert, das den grandiosen Abschluss dieser Dreitageswanderung bildet.

Wegbeschreibungen

1. Tag: Von St. Ottilien nach Schondorf (17 km)

Von der Klosterkirche St. Ottilien geht man den Weg an der Mauer bergab, verlässt den von hohen Mauern umgebenen Klosterbezirk und folgt dem Weg rechts nach Eresing an der Klostermauer entlang. Links bieten sich herrliche Ausblicke auf die Reste des Pflaumdorfer Mooses. Bald nimmt uns ein Buchenwäldchen auf, durch die Zweige leuchtet die Erzabtei noch einmal zu uns herüber. Leicht bergan an einem biotopkartierten Feuchtgebiet („Reesweiher“) vorbei bis zur nächsten Verzweigung außerhalb des Waldes gehen, dort links halten. Nach dem Sportheim erreicht man die ersten Häuser von Eresing und sieht den Kirchturm. Auf der Emminger Straße bis zur Einmündung in die Pflaumdorfer Straße, dort rechts zur Kirche St. Ulrich.

Am Beginn des Weges bei St. Ottilien
Am Beginn des Weges bei St. Ottilien

Auf dem gleichen Weg die Pflaumdorfer Straße wieder geradeaus zurückgehen und kurz vor dem Ortsschild rechts in einen Fahrweg einbiegen, hier links den Wiesenweg zur Straße in Richtung Ulrichsbrunnen nehmen. Von hier bietet sich ein schöner Blick auf den Ort und die Kirche.

Ein Prachtstück des Barock die Eresinger Kirche St. Ulrich
Ein Prachtstück des Barock die Eresinger Kirche St. Ulrich

Über die Straße zum Brunnenhaus und der Kapelle, dann wieder zurück durch den Wald zur Straße, diese überqueren und rechts ein kurzes Stück weitergehen, um bald nach links in eine Fahrstraße zum Riedhof einzubiegen. Dort geht man beim gelben Haus links auf einem Feldweg zur Straße hinunter. Es tut sich ein herrlicher Blick auf, hinunter Schondorf, Andechs und die dahinter liegende Alpenkette. Gegenüber am Hang sieht man Pflaumdorf liegen. Im Tal unten rechts dem Teerweg nach Windach folgen. An der Autobahn über die Brücke nach Windach, kurz nach dem Ortsanfang links in die „Schützenstraße“ einbiegen und dem Schild „Sportplatz“ folgen, dann rechts in die „Schlechtwiesstraße“. Bald danach wird die Windach auf einer Brücke überquert und es geht links auf einem Feldweg am Rand des Windachgehölzes entlang (Naturschutzgebiet), bis der Feldweg wieder auf die „Schlechtwiesstraße“ einmündet.

Der Ulrichsbrunnen von Eresing gilt als heilkräftig
Der Ulrichsbrunnen von Eresing gilt als heilkräftig.

Schon bald nach dem Ortschild führt links ein Weg (Reitweg) über eine Brücke über die Windach durch ein Wäldchen und wir kommen an der „Hechenwanger Straße“ heraus. Rechts zum Bahnhof, wo man rechts einem kleinen Pfad durch das idyllische Windachtal bergab folgt (bei feuchtem Wetter auf gutes Sohlenprofil achten). Der Weg führt nach 500 m wieder auf eine Wiese bei der Eisenbahnbrücke heraus. Jetzt folgt man dem Weg rechts durch das Windachtal. Nach einer Unterführung kommt man am Sportplatz heraus und kann das Schloss Greifenberg oben am Hang liegen sehen. Hinter dem Sportplatz liegt das ehemalige Theresienbad.

Beim Erreichen der Teerstraße geht man rechts durch eine kleine Allee, die zur Brücke über die Windach führt. Durch ein Wäldchen steigen wir nun hinauf ins Freie und kommen zu einer kleinen Siedlung, dort rechts bergauf über die Bahnbrücke, dann links auf dem Teersträßchen weiter mit herrlichem Blick auf Schondorf. Nach 500 m rechts bergauf auf einem Feldweg, der am Rande über dem Tal entlangführt und durch Feldgehölze einen schönen Ausblick auf den See und die Kirche St. Anna gewährt. In Schondorf bestehen mehrere Übernachtungsmöglichkeiten. Die Seelanlagen in Unterschondorf mit der Jakobskapelle sind sehenswert.

2. Tag: Von Schondorf nach Dießen (20 km)

In Oberschondorf beginnt man bei der Kirche St. Anna über dem Ort und folgt dem hier beginnenden Ammersee-Höhenweg (A) durch die „St. Anna-Straße“ zur „Landsberger Straße“ bis zum Ortsende. Bei einer alten Linde mit Heiligenhäuschen geht es links weiter und schon befinden wir uns außerhalb des Ortes auf dem Höhenweg, der jetzt schnurstracks in die freie Feldflur zu einem Feldkreuz mit der Aufschrift „Gelobt sei Jesus Christus“ führt, das von zwei Birken beschattet wird. Im Frühjahr blühen hier die Rapsfelder in herrlichem Gelb, rechts öffnet sich der Blick in Richtung Hechenwang und dessen Kirche mit ihrer markanten Turmhaube.
Bei dem Feldkreuz verzweigt sich der Weg, rechts geht der „Moosweg“ ab. Wir halten uns geradeaus und gehen auf die Anhöhe zu. Langsam entschwindet Schondorf mit der St. Anna-Kirche unseren Blicken. Der Weg führt am Waldrand entlang, dann taucht er in ein Wiesengelände ein, in dem wunderbare alte Eichen und Fichten stehen. Der herrliche Bestand an alten Laubbäumen macht diesen Wegabschnitt zu etwas ganz Besonderem.

St. Anna thront über Schondorf
St. Anna thront über Schondorf.

Die nächste Abzweigung darf man nicht übersehen. Auf der Höhe, wo zwei alte Eichen in der Wiese stehen, biegt der Weg rechts ab. Ringsum blickt man in unverbaute abwechslungsreiche Landschaft hinein, die am Horizont mit dunklen Waldrücken abschließt.
Im Bogen links am Waldrand entlang an alten Eichen vorbei zur Teerstraße, dort nach links, wo man auf die Staatsstraße ST 2346 kommt, die von Schondorf nach Landsberg führt. Ein kurzes Stück nach links und schon sieht man auf der gegenüberliegenden Seite die Fortsetzung des ausgeschilderten Weges. Vorsichtig überqueren wir die Straße und gehen zuerst ein Stück im Landschaftsschutzgebiet am Waldrand entlang, dann mäßig ansteigend durch eine Acker- und Wiesenflur, bis wir einen Weg kreuzen, dem wir links bergauf folgen (Plomberg). Bei einem einsamen Bauerngehöft mit Pferdekoppeln, Hühnern und einem Tümpel kommen wir heraus. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Bald danach erreichen wir eine „zweispurig“ ausgebaute Waldstraße und folgen ihr nach rechts. Auf einem Damm geht es nun durch sumpfiges Waldgelände, das nicht betreten werden kann, und wenn wir aus dem Wald herauskommen, liegen vor uns die Häuser von Achselschwang.

Auf dem Ammersee-Höhenweg hinter Schondorf
Auf dem Ammersee-Höhenweg hinter Schondorf.

An der nächsten Querstraße geht man links durch eine ungeteerte Allee von Obstbäumen auf der alten Römerstraße leicht bergan, bis eine bewaldete Höhe erreicht wird. Bei einer Bank am Waldrand bietet sich ein herrlicher Blick auf die Uttinger Flur, den Ammersee und das jenseitige Ufer mit Kloster Andechs. An dieser Stelle führte die alte Römerstraße links abwärts und erreichte bei Rieden auf halber Höhe die heutige Staatsstraße.

Hof im Gestüt Achselschwang
Hof im Gestüt Achselschwang.

Auf dem Ammersee-Höhenweg geht es weiter durch die freie Flur und bei der nächsten Kreuzung immer geradeaus. Links unten kann man die Kirchtürme von Utting sehen. In den umliegenden Wiesen gibt es seltsame Einbuchtungen, sog. Toteiskessel aus der Eiszeit, die auf einer Wandertafel beschrieben sind.
Durch ein lichtes Wäldchen geht es wieder langsam bergab, unten bei einer Verzweigung rechts, der Wegmarkierung (A) nach. Nach der Unterführung immer geradeaus durch eine Weidefläche mit Pferdekoppeln. Bei einer Weggabelung mit einem neuzeitlichen Kruzifix, das nur aus Nägeln hergestellt ist, geht man geradeaus weiter, doch schon bald biegt der Weg nach links ab und führt hinauf in den Wald, wo man einen Bach auf einer Holzbrücke überqueren muss. Auf dem Höhenweg geht es oben rechts gut 3 km immer geradeaus durch schattigen Fichtenwald, der später in Laubwald übergeht. Bei einer Querstraße halten wir uns rechts und verlassen den Wald.
Durch eine Ulmenallee wandern wir auf Hübschenried zu, wo sich ebenfalls ein staatliches Gut befindet. Von hier führt der Weg immer geradeaus durch eine Allee weiter am Waldrand entlang und beschert herrliche Ausblicke nach rechts auf ein Obstbaum- und Wiesengebiet. Jetzt ist es nicht mehr weit und Gut Engenried ist erreicht, wo der Höhenweg endet und der Abstieg durch den Wald nach Bierdorf beginnt.

Pferd auf dem Gestüt Achselschwang
Pferd auf dem Gestüt Achselschwang.

Von Bierdorf geht es durch die freie Feldflur parallel zur Staatsstraße, die bei St. Alban überquert werden muss, um am Seeuferweg durch Birkenalleen nach Dießen zu wandern. Bei den Bootshäusern am Seeufer von Dießen kommt man heraus. Unterwegs sollte man nicht versäumen, die ehemalige Wallfahrtskirche St. Alban am Seeufer zu besuchen, die meistens geöffnet ist.

3. Tag: Von Dießen nach Wessobrunn (18 km)

In Dießen folgen wir beim Rathaus der Herrenstraße bergauf, immer dem Schild des Jakobsweges nach. Beim Taubenturm erreichen wir den ehemaligen Klosterbezirk, dort links auf dem Weg „Klosterhof“ durch den Turm zum Marienmünster. Nach der Besichtigung der Klosterkirche geht es links weiter am Bach entlang und dann rechts bergauf durch eine Allee auf dem alten Kirchweg nach St. Georgen zur gleichnamigen Kirche. Danach weiter aufwärts, immer dem Schild des Jakobsweges nach, bis zum Weiler Wengen. Zu sehen gibt es dort die ehemaligen Mühlbäche und die in beherrschender Lage mitten im Ort gelegene St. Leonhard-Kapelle. Die Straße macht nun eine Linksbiegung und führt bald wieder in die freie Landschaft hinaus.

Die Klosterkirche St. Alban liegt direkt am See
Die Klosterkirche St. Alban liegt direkt am See.

Auf einer schmalen Teerstraße geht es nun hinein in ein Landschaftsschutzgebiet. An der Wegverzweigung bei der Linde mit Sitzbank wenden wir uns links, dem Zeichen Jakobsweg, R10, König-Ludwig-Weg) folgend.
In kleinem Bogen wandern wir jetzt auf den Weiler Seehof zu. An einem alten Mühlenteich mit Rad vorbei schlängelt sich der Weg am Bach entlang und führt leicht bergan. Oben kommt man ins Freie und hat herrliche Alpensicht. Nach 1 km durch Wiesen führt der Weg in den Wald, wo ein kleiner Brunnen mit Wanderbank zu finden ist.

Wengen mit seiner St. Leonhard-Kirche
Wengen mit seiner St. Leonhard-Kirche.

Nun immer geradeaus durch den Dießener Forst bis zum Försterstein. Dann bergauf, auf der Höhe links, schnurgerade durch den Wald und dann links hinunter in das hübsche Bachtal des sog. Kohlgrabens. Rechts wieder ein steiler Aufstieg am Waldrand bis zu einem Wäldchen, uns belohnt eine schöne Aussicht nach Raisting und Andechs. Weiter geht es im Freien zu einer lang gezogenen Anhöhe. Dort, bei einem Feldkreuz, bietet sich uns ein atemberaubender Fernblick bis zum Hohen Peißenberg und zur Alpenkette (Wanderbank).

Wessobrunn, Pfarrkirche St. Johannes mit Turm der alten Abteikirche
Wessobrunn, Pfarrkirche St. Johannes mit Turm der alten Abteikirche.

Weiter auf dem Jakobsweg Richtung Wessobrunn auf der „Schlossbergstraße“. Dieser Panoramaweg ist der Höhepunkt und Abschluss unserer Dreitageswanderung. Es geht nun bergab und wir stoßen auf die Klostermauer des ehem. Klosters Wessobrunn, wo wir uns nach rechts wenden. Bald führt uns eine Treppe hinunter zu den ehemaligen Fischteichen des Klosters und dem Klosterbezirk.

Allgemeine Infos zur Region um den Ammersee

In der letzten Eiszeit schoben sich die Alpengletscher weit nach Norden in die Ebenen des Voralpenlandes hinein. Mit der zunehmenden Erwärmung schmolzen diese Eismassen dann ab: Seen und Flüsse entstanden. Als am Ende der Eiszeit eine Zunge des ehemaligen Isar-Loisach-Gletschers abschmolz, entstand eine riesige Mulde, die das Becken für den heutigen Ammersee bildete. Durch die großen Schubkräfte der mächtigen Eisströme häuften sich an der Stirn und an den Seiten des Eisschildes mächtige Moränenwälle auf. Diese hügelartigen Erhebungen bestimmen noch heute das Landschaftsbild des Lechrains. Dieser Prozess war vor etwa 15.000 Jahren abgeschlossen.

Der Ammersee hat nach der Eiszeit relativ schnell seinen heutigen Wasserstand eingenommen. Der See hatte einen um mindestens 25 m höheren Wasserspiegel, der sich im Norden bis Grafrath und im Süden bis über Polling hinaus ausdehnte. Die früheren Ufer des ehemaligen Seebeckens waren wesentlich höher gelegen; ihr Verlauf ist im Landschaftsbild noch deutlich ablesbar. Der Wasserspiegel fiel drastisch, als der Endmoränenriegel am Abfluss des Ammersees zwischen Grafrath und Schöngeising, der das Wasser des Sees aufgestaut hatte, durchbrochen war. Lediglich am Ende der Eiszeit gab es zwischen dem damaligen Gletscher-Ende bei Stegen und Grafrath einen Eisrand-Stausee mit deutlich höherem Wasserspiegel. Geologen haben auch auf Höhe Raisting einen Stausee zwischen den Blöcken des abschmelzenden Eises nachgewiesen. Eine weitere Absenkung des Seespiegels fand in den letzten Jahrhunderten statt. An der Ammer-Mündung findet seither eine fortschreitende Verlandung statt. Das kann man daran erkennen, dass das Dorf Fischen im 16. Jh. noch direkt am See lag. Im Becken südlich des Sees zwischen Dießen und Polling verlandete zu einem ca. 8 m tiefen Moor (Ammermoos), das durch Entwässerungsmaßnahmen weitgehend trockengelegt ist und landwirtschaftlich genutzt wird.

Das heutige Südende des Ammersees ist dagegen eine Moor- und Schilflandschaft geblieben. Alte Ammer und Neue Ammer durchfließen dieses Areal, das ein einzigartiges Natur- und Vogelschutzgebiet von internationaler Bedeutung ist. Am Ammersee wird der Naturschutz deshalb großgeschrieben. Die sumpfigen Südufer des Sees stehen unter strengem Naturschutz. Darüber hinaus dürfen einige Stellen des Seeufers – zumeist Schilfbestände - zu bestimmten Zeiten nicht betreten werden und sind als Landschaftsschutzgebiet Ammersee-West ausgewiesen. Im Herbst, zu den Zeiten der Vogelzüge, sind hier an einem einzigen Tag bis zu 120.000 Vögel aus 290 rd. 25 verschiedenen Arten am See beobachtet worden. Dann fallen hier in großen Schwärmen der Kiebitz, das Blesshuhn, und die Stock-, Reiher-, Tafel-, Kolben- und Schellente ein. Das Schutzgebiet wird darüber hinaus von Kornweihe, Rotschenkel, Kampfläufer und Goldregenpfeifer als Rastgebiet bewohnt. Unter den ca. 120 verschiedenen Brutvogelarten wurden auch Braun- und Blaukehlchen, Eisvogel, Kiebitz, Großer Brachvogel und Wachtelkönig registriert. Das Naturschutzgebiet bietet auch vielen gefährdeten Pflanzen, darunter 14 Orchideen-Arten sowie Schmetterlingen wie dem Goldenen Scheckenfalter und dem Enzain-Ameisenbläuling ein Refugium. Das Ammersee-Südende ist darüber hinaus berühmt für die großen Iris-Bestände, sie dürften zu den größten Mitteleuropas gehören. In manchen Jahren blüht die Sibirische Schwertlilie in der zweiten Maihälfte so dicht, dass ganze Streuwiesen flächig blau sind.

Die beste Zeit, um Wasservögel zu beobachten, ist im Herbst und Winter. In Dießen gibt es den Naturbeobachtungsturm „Am Gilgenbusch“ (500m östlich der Seeanlangen), wenn der See zugefroren ist. Dann finden sich an der eisfreien Mündung der Neuen Ammer am Südende des Sees die Enten, Gänse und Kormorane zusammen. Am nördlichen See fließt die Amper aus dem Ammersee ab. Dort liegt ein weiteres großes Naturschutzgebiet: das Ampermoos.

Am Dießener Ammerseeufer zeigt ein Mosaik aus keramischen Fliesen die heimische Vogelwelt im Vogelschutzgebiet Ammersee-Südufer. Im Ammersee entwickelte sich eine artenreiche Fischfauna (Renke, Seeforelle, Zander), durch die nacheiszeitliche Isolation sogar drei endemische Arten, d.h. sie kommen weltweit nur im Ammersee vor: Kilch (Coregonus bavaricus), Tiefensaibling (Salvelinus evasus) und der erst 2010 entdeckte bzw. wissenschaftlich beschriebene Ammersee-Kaulbarsch (Gymnocephalus ambriaelacus). Die Menschen des Ammerseelandes suchten jahrhundertelang ihr Auskommen in der Fischerei, der Waldwirtschaft oder in der kargen Landwirtschaft. Das Westufer des Ammersees wurde deshalb als „Bauernufer“ und der Ammersee als „Bauernsee“ bezeichnet. Manchmal wurde er auch „Klostersee“ genannt. Anfang des letzten Jahrhunderts entdeckten Landschaftsmaler den Ammersee und ließen sich hier nieder).

Bis heute hat der Ammersee sein natürliches Aussehen bewahren können, da seine Ufer vor exzessiver Bebauung geschützt wurden. Gleichwohl gibt es an vielen Stellen des Sees Gelegenheiten für Sommerfrische, Baden oder Segeln: kleine Buchten mit Bootsstegen oder Stränden, dazwischen liegen schilfgeschützte Ufer. Man muss auch nicht lange suchen, bis man eine Möglichkeit zur Einkehr und Erfrischung (Jausenstationen, Biergärten, Cafes und Hotels) findet. Das Westufer mit den Orten Schondorf, Utting und Dießen ist ein naturnahes Gebiet für Individualisten, die ihren Urlaub gerne abseits vom Trubel auch einmal in Beschaulichkeit und Ruhe genießen wollen. Hier gibt es auch schöne Strandbäder mit Liegewiesen. Zwischen West- und Ostufer fahren vom Frühling bis in den Herbst hinein die Dampfer der Bayerischen Seenschifffahrt. Dampferrundfahrten bieten überall Gelegenheit zum Anlegen. Mit dem Fahrrad den ganzen Ammersee zu umrunden ist ein großes Erlebnis, wenn auch auf der Ostseite etwas anstrengend, denn dort kann man - teils wegen der Bebauung oder der Topografie (Steilufer), teils als Tribut an den Naturschutz - nicht immer am Ufer fahren. Mit dem Schiff kann man aber die Route abkürzen und die Tour so besser genießen. Die MS-Herrsching braucht etwa eine halbe Stunde von Utting nach Herrsching.

Viele weitere Informationen, Unterkünfte und Freizeit-Tipps rund um den Ammersee gibt es auf www.BAYregio-Ammersee.de.

Anfahrt

Bayerische Regiobahn (BRB) von Augsburg-Geltendorf-Weilheim, Haltestelle St. Ottilien.
PKW: Autobahn München-Lindau A 96, Ausfahrt Windach

Übersichtskarte
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Quelle & weitere Touren-Beschreibungen

Dr. Walter Töpner: Wanderparadies Ammersee-Lechrain
ISBN 978-3-941013-86-5, 208 Seiten, Softcover, Format 14 x 23 cm Onlineshop

Erlebniswege Oberbayerisches Seenland

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